Historisches Archiv der Region Biel, Seeland und Berner Jura

Die Zweite Juragewässerkorrektion

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Seit vor 6000 Jahren die ersten Menschen am See sesshaft wurden und mit Siedlungen Zeichen in die Landschaft setzten, hat es keine vergleichbaren Veränderungen gegeben, wie sie die Juragewässerkorrektionen (JGK) im 19. und 20. Jahrhundert bewirkten. Die zunehmende Technisierung, ganz besonders die Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt (1769), gab den Ingenieuren die Mittel in die Hand, um dieses gigantische Werk zu realisieren. Dampfbagger und Dampfkräne, Dampflokomotiven und Dampfschiffe ermöglichten, was die Hände von tausend Arbeitern nicht vermocht hätten.

Der Bundesbeschluss betreffend die Juragewässerkorrektion vom 25. Juli 1867 war die Krönung des 30 Jahre dauernden Kampfes des Arztes Dr. Johann Schneider aus Meienried. Der Bündner Ingenieur Riccardo La Nicca erhielt den Auftrag für die Planung zur Entsumpfung des Seelandes. Sein vorrangiges Ziel: die Geschiebeschwellen im alten Aarelauf durch ein neues Flussbett für die Aare zu umgehen. Die Meinungen über die Art der Finanzierung waren kontrovers. Ein Vorschlag eines Herrn Konrad von Rappard ist zumindest erwähnenswert: Er versprach, gegen den Erhalt einer Konzession für eine «schwimmende Eisenbahn» zwischen Biel und Iferten (es fehlte damals noch die Landbahnverbindung zwischen Biel und Yverdon) an die JGK die Summe von 10 Millionen zu zahlen. Im Gegenzug sollten die Kantone keine Konzessionen an eine mögliche Landbahn erteilen.

Doch die Hochwassergefahr war - wie es sich 1944 zeigte - mit der Ersten Juragewässerkorrektion nicht gebannt. Zur Regulierung des Wasserstandes der drei Juraseen war eine Verbreiterung und Vertiefung der Kanäle nötig, nachdem das neue Stauwehr in Port das Problem allein nicht bewältigen konnte. Mit der Zweiten Juragewässerkorrektion (1962-1973) gelang es, die drei Juraseen zu einem kommunizierenden Gefäss, und das Seeland hochwassersicher zu machen.

Die beiden Juragewässerkorrektionen haben wesentlich zur Biografie der Seelandschaft beigetragen:

  • In einem neuen Bett wurde die Aare in den Bielersee geleitet. 
  • Aus einer verseuchten Sumpflandschaft entstand eine blühende Agrarregion. 
  • Aus den schilfbesetzten Mäandern der Broye, der Zihl und des Nidau-Büren-Kanals sind begradigte, mit Steinböschungen gesicherte, schiffbare Kanäle geworden, die zwar viel von ihrem Charme eingebüsst haben, aber der Aufgabe der Wasserstandsregulierung gerecht werden.


Autor: Matthias Nast / Quelle: 1960